Bitcoin Faucets ausprobiert

Bitcoin Faucets ausprobiert

Es geht nicht immer darum den nächsten Mega-Deal zu erwischen. Es kann auch Spaß machen, sich zwischendurch mit anderen Aspekten der Kryptowelt zu beschäftigen.

Donnerstag, 24. Januar 2019

Für eine handvoll Satoshi - Bitcoin Faucets ausprobiert

WISSEN FAUCETS

Bitcoin Faucets ausprobiert

© Nextvoyage / Pexels

Es geht nicht immer darum den nächsten Mega-Deal zu erwischen. Es kann auch Spaß machen, sich zwischendurch mit anderen Aspekten der Kryptowelt zu beschäftigen. Faucets sind Quellen für kostenlose Cryptos - also schauen wir uns das Thema genauer an.

Wenn man sich mit Kryptowährungen und Blockchainprojekten beschäftigt, stößt man früher oder später auf sogenannte Faucets (Wasserhähne). Kurz gesagt: für ein wenig Aufmerksamkeit bekommt man einen kleinen Betrag in einer Kryptowährung.

Das Prinzip kurz umrissen

Ein Webseitenbetreiber möchte Benutzer auf seiner Webseite halten oder bestimmte Aufgaben durchführen lassen. Entweder verdient er an der gezeigten Werbung (oft zugepflastert) oder der Betreiber ist Vermittler für die Aufgaben und verdient so herum. Der Nutzer erhält dann pro gelöste Aufgabenstellung eine Vergütung. Z.B. in Höhe von 50 Satoshi. Neben dem heute eher üblichen Arbitrage-Modell ging es am Anfang tatsächlich noch um die Verbreitung des Themas "Bitcoin". Die Faucets hatten die Aufgabe, frühe und weniger technisch versierte Nutzer mit Coins zu versorgen. Side-Fact: Beim erstes Faucet gab es 2010 ganze 5 Bitcoin (keine Satoshi, sondern Bitcoin) für nen lumpigen Klick (Quelle).

Die Aufgabenstellungen sind vielfältig.

  • Einfach nur Zeit auf der Webseite verbringen
  • Werbung für eine bestimmte Zeit angucken
  • Fragebögen zu diversen Themen ausfüllen
  • Captchas oder vergleichbare Aufgaben lösen
  • Browserspiele spielen
  • Apps installieren

Es ist je nach Faucet unterschiedlich wie oft ein Nutzer Aufgaben am Tag ausführen kann. Bei manchen Faucets gibt es 10 Satoshi alle 15 Minuten, bei den anderen 50 Satoshi alle 4 Stunden. Bei anderen wiederum nur einmal am Tag oder auch so oft man möchte.

Hinzu kommen reichlich Bonus Regeln. Zwei der gängigsten:

  • Bringst du weitere Nutzer steigt die Belohnung
  • Wenn du jeden Tag kommst steigt die Belohnung

Hat man ausreichend Guthaben gesammelt, kann man sich die Cryptowährung auszahlen lassen. Oft genutzt werden Bitcoin, Doge, Dash und Litecoin.

Öfters sind diese Faucets noch mit Glücksspielkomponenten gepaart. Hier kann ich dann meine zusammengekratzten Satoshi z.B. beim Münze werfen verdoppeln - oder aber an den Betreiber verlieren. Bzw. der Gewinn wäre x 1.98 ... das Haus braucht ja auf jeden Fall etwas. So sichert sich der Faucetbetreiber einen größeren Anteil der Cryptos die durch sein System laufen. Die Zeit für das Klicken ist schnell vergessen und so sind die schönen Satoshi mit einem Klick auch schon am Roulette gesetzt.

Natürlich gibt es dann noch die Auszahlungsmodalitäten. Bei manchen kann ich schon ab 10.000 Satoshi ohne Gebühren auszahlen lassen, bei anderen erst ab 250.000 Satoshi und dann auch nur mit hohen Gebühren. Was bedeutet, dass es eine ganze Zeit dauert, bis ich eine Auszahlung erreichen kann - selbst wenn ich da halbwegs aktiv mitmache.

Ich kann natürlich meine eigenen BTC gerne dahin schicken und dann quasi die anderen wieder mit abheben. Aber würde ich denen auch nur einen meiner eigenen Satoshis anvertrauen? Urteilt selbst.

Die verschiedenen Faucets verfügen in der Regel über eine individuelle Ausgestaltung der Details. Manche sind faier für den User. Andere sind schon fast assi.

Wer verdient was daran

Zunächst verdient der Webmaster, oder er hofft es. Er hofft mit der wie auch immer aussehenden Leistung der Nutzer eine Dienstleistung zu schaffen die er irgendwo für mehr verkaufen kann als er den Nutzern bezahlt (und sei es halt Werbung oder Captchas lösen). Für ihn lohnt sich die Geschichte wenn er viel Traffic hat.

Dann gibt es mittlerweile Plattformanbieter, die für den Endnutzer als zentrale Sammelstelle fungieren (z.B. CoinPot oder Cointiply) und für den Webseitenanbieter das Payment übernehmen. Für einen kleinen Betrag übernehmen diese die Handhabe der Wallets für alle Parteien. Diese Partei verdient immer.

Dann gibt es natürlich noch die Captcha-Anbieter. Derer lassen sich drei Klassen identifizieren:

  • Captcha-Dienst: bietet dem Webmaster Schutz durch Captchas an
  • Captcha-Löse-Dienst: bietet Automatisierern die Lösung dieser Captchas
  • "Beides Anbieter": ja die gibt es auch. Bieten Captchas zum Einbinden an, und lösen Captchas per API

Und dann gibt es den Endbenutzer. Also uns. Und anfangs ist es vielleicht schon wenig aufregend. Man erhält ein paar Satoshi und kommt irgendwie rein ins Kryptothema. Relativ bald fängt man an auszurechnen, wo man wieviel für welche Arbeit erhält und kommt zu der nüchternen Erkenntnis, im Schnitt Bruchteile eines Cents zu erhalten.

Selbst wenn man sich den ganzen Tag damit beschäftigt und den ganzen (!) Tag klicken würde, kommt man vielleicht auf einen Euro? Vielleicht schafft man sogar zwei. Wenn man das dann wieder auf einen Stundenlohn runterrechnet, da bringt eine Viertel Stunde in der Fußgängerzone mehr.

Automatisierung aus Nutzersicht

Das ist natürlich genau das, was der Webseitenbetreiber mit seinem Faucet verhindern möchte. Er braucht die echten Nutzer, damit er selbst dran verdienen kann. Daher setzen viele Faucetanbieter auf Capcthas aus zwei Gründen. Einmal um sich eben vor einer Automatisierung zu schützen. Und als Einnahmequelle. Am Ende scheinen eben diese Captchas häufig Captchas anderer Nutzer zu sein. Also wir sind der Mechanical Turk der den Captcha für einen Lösedienst löst.

Das Klicken der Anzeigen, anschauen von Videos oder was auch immer die Aufgabe ist, lässt sich noch relativ gut automatisieren (ich mein, wer bucht denn da auch). Bei den Captchas wird es etwas schwieriger (da reichen meine Programmierkenntnisse dann nicht mehr).

Aber hey, es gibt ja Dienste die Captchas lösen. Was kostet sowas denn in halbwegs günstig? Re-Captcha zu lösen ist deutlich teurer. Aber für „normale“ Captchas (oft Solve-Media) habe ich bei meinen Test für 1.000 Captchas rund 0,84 USD bezahlt (~25 Satoshi pro Captcha bei Guthaben aufladen).

Solange ich pro Claim und Faucet also mehr Satoshi bekomme als ich für die Captcha-Lösungen ausgebe, kann daraus also ein Profit werden (ein sehr kleiner wohlgemerkt). Oder wo ein kleiner Profit ist, ist die Automatisierung nicht weit.

Natürlich sind wir nicht die Ersten (eher die Letzten) die über das Thema nachdenken. Und so verwundert es nicht, dass es hier bereits Software-Lösungen gibt, mit denen die Faucets automatisert abgesammelt werden können.

Zum Test habe ich die Anwendung „Faucet Collector“ (Version 2.2) verwendet. Kurz den Api-Key des Captcha-Löse-Dienstes eingetragen und mich bei ein paar Faucets manuell angemeldet. Login-Daten in den Profilen des Bots eintragen und dann konnte es auch schon losgehen.

Kosten / Nutzen

Die Software (der Bot) selbst kostet als Einmalzahlung etwa 9 USD (inkl. einem Jahr Updates). Man kann ihn auch für etwa 2,50 USD im Monat testen. Ich hatte mit ein paar Doge-Coins bezahlt die noch rumlagen (andere Währungen werden auch genommen). Das Guthaben beim Captcha-Anbieter habe ich in BTC aufgeladen (0,0018 BCT / 6,40 USD). Das Guthaben sollte für etwa 7.600 Captcha-Lösungen reichen.

Nach etwa 24 Stunden hatte ich 7.150 Satoshi gesammelt und 187 Captchas lösen lassen. Die Einnahmen lagen bei etwa 25 US Cent und die Kosten für die Captchas bei etwa 15 US Cent. 10 Cent Profit. Boojakasha! Gut, das System hat noch Luft - da passen noch ein paar Faucets mit drauf. Aber ihr erkennt in welche Richtung das geht.

Ich hatte hier noch einen alten Quad-Core Atom (J1900 mit 8GB RAM) mit niedrigen 17 Watt Verbrauch (als System im Tagesschnitt). Der verursacht Stromkosten von ca. 12 Cent am Tag. Es reicht am Ende also nicht um die Stromkosten zu decken (wobei das bekommt man wohl noch herausgekitzelt). Nicht zu vergessen also, dass eigentlich noch Kosten für die Hardware dazu kämen (meine war halt schon da).

Der reguläre Desktop fällt für sowas i.d.R. aus, da die gerne 30-40 Watt beim dahindödeln ziehen. Zudem wollte ich eine Software, die die ganze Zeit Browser fernbedient nicht auf meinem normalen Desktop ausführen.

Die aufgebrachte Zeit für Setup, rumspielen etc darf man nicht veranschlagen. Selbst wenn Bitcoin morgen eine Million wert wäre, hätte das 24h-Ergebnis von heute nur zu knapp 70 Eur geführt.

Fazit und Links

Wenn es die jeweiligen Faucets erlauben kann man mit dem Bot bequem die Claims einsammeln. Ein anderer Einsatz befindet sich sicherlich im rechtlichen oder zumindest im moralischen Graubereich.

Eine Anleitung zum Reichwerden ist es auchnicht. Man müsste schon in der Größenordnung hunderter Accounts auf hunderten von virtuellen Maschinen arbeiten um in die Größenordnung 10 EUR pro Tag Profit (abzgl. Kosten) zu kommen. Am Ende verdient dann doch eher der Schaufelverkäufer. Zumindest verdiene ich hier pro Watt mehr als im Mining :D (in DE).

Hinzu kommt am Ende noch, dass der ganze Kram per Hand von den ganzen Faucets in die eigene Wallet überwiesen werden muss. Zum Rumspielen mit Automatisierung an einem dunklem Winterabend genau das richtige ... und wenn es erstmal effizient läuft sind am Jahresende Döner und Bier für zwei drin ... vielleicht noch ein Nachtisch. Und hey, es ist Crypto.

Wichtig ist: (A) schaut pro Faucet, wieviele Captchas für wieviel Reward drin sind. Für 10 Satoshi lohnt es sich nicht zwei Captchas lösen zu lassen. (B) versucht die Anwendung möglichst energieeffizient laufen zu lassen. Aktuell läuft sie leider nur unter Win 7/10.

Abschließender Gedanke: Ich bin immer wieder erstaunt, welche Blüten das Internet so treibt. Und wie um sowas dann wieder ein kleines Ökosystem entsteht (inkl. der Bots). Und wollen wir hoffen, dass die ganzen Captchas am Ende doch nur von Bots gelöst werden. In Wahrheits sitzen aber vermutlich irgendwo ein paar stumpfe Nutzer vor ihrem Rechner und klicken den ganzen Tag Captchas ... für eine handvoll Satoshi.

Die nachfolgenden Links führen euch zu der Software und einigen Faucets die im Test funktioniert haben. Es handelt sich teilweise um Partner-Links. D.h. ich bekomme einen kleinen Cashback wenn ihr euch über die Links anmeldet.

Faucet Bot Software (über diesen Link 1 USD billiger)
https://faucetcollector.com

Captcha Anbieter
http://2captcha.com

Faucet Anbieter
http://cointiply.com
http://clixco.in
http://freebitco.in
http://moondash.co.in
http://moonbit.co.in
http://moondoge.co.in
http://moonliteco.in

[Ende]

Hinweis

Der Autor hält selbst Anteile an verschiedenen Blockchain-Projekten. Die auf dieser Webseite publizierten Artikel stellen eine Laienmeinung dar und sind nicht als Investment- und/oder Handlungsempfehlung zu verstehen. Jeder ist für sein eigenes Unglück selbst verantwortlich. DYOR - do your own research.


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